Im Gespräch mit Christine Keil
Christine Keil ist von Beruf Diplomingenieur für Maschinenbau und hat 17 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Danach war sie von 1996 bis 2016 Bezirksstadträtin und stellvertretende Bezirksbürgermeisterin in Weißensee und später in Pankow. Sie war zwanzig Jahre für die Jugend- und Familienpolitik zuständig.
Christine, was fällt dir ein, wenn du das Wort Frauentag hörst?
Das ist eine tolle Errungenschaft, dass in Berlin vor sechs Jahren von der rot-rot-grünen Regierung der Frauentag als Feiertag eingeführt wurde. Es ist ein positives Beispiel, dass es diesen Feiertag gibt, hier in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern.
Wie verbringst du den Frauentag?
So wie in den letzten Jahren auch – auf einer Veranstaltung, gemeinsam mit anderen Genossinnen. Wir haben uns immer etwas einfallen lassen: Lesungen, Kaffee trinken, sich austauschen, Blumen verschenken …
In diesem Jahr ist die Frauentagsfeier der Pankower Linken am 15. März im Frauenzentrum EWA, in der Prenzlauer Allee 6. Ab 11 Uhr geht es los. Wahrscheinlich werden wir über Gleichberechtigung sprechen: Wie war das früher, wie ist es heute? Und wie sollte es sein?
Ich finde wichtig: Wir sollten die Welt gemeinsam mit Männern denken und nicht gegeneinander.
Genaueres zur Veranstaltung findet man dann auch auf der Webseite der Pankower Linken.
Gibt es jemanden, der für dich und deine Ansichten zur Gleichberechtigung wichtig war?
Prägend war für mich meine Mutter. Sie war Landarbeiterin und hat dann an der Arbeiter- und Bauernfakultät in Potsdam ihr Abitur nachgeholt. Das war ganz zu Anfang der DDR. Dann hat sie allerdings erst mal drei Kinder bekommen und deshalb nicht studiert. Nachdem die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, ist sie wieder in den Betrieb. Dort hat sie ihren Teilfacharbeiter und später den Facharbeiter gemacht.
Meine Mutter hat mir immer gesagt, wie wichtig es ist, dass Frauen ihr eigenes Geld verdienen. Eigenes Geld ist wichtig für die wirtschaftliche Unabhängigkeit, für das Selbstverständnis und für das Selbstbewusstsein. Das hat mir meine Mutter mit auf den Weg gegeben.
Und war das für dich wichtig, finanziell unabhängig zu sein?
Für mich war das dann selbstverständlich, eigenes Geld zu verdienen und gleiches Geld für gleiche Arbeit zu erhalten. Anders als in der Generation davor, wo das noch eine Errungenschaft war.
Wie siehst du die Situation für die Rechte von Frauen derzeit?
Bei der politischen Großwetterlage eher pessimistisch.
Oh je. Gibt es gar nichts, was dir Hoffnung macht?
Doch. Die vielen neuen Mitglieder, die in unsere Partei eingetreten sind. Da sind viele motivierte Frauen dabei und die möchten tatsächlich engagierte Mitglieder sein. Der frische Wind, den die mitbringen, der ist angekommen.
Hoffnung macht mir auch die neue Doppelspitze in der Partei mit Ines Schwerdtner sowie Jan van Aken und für die Wahlen Heidi Reichinnek als Spitzenkandidatin neben Jan van Aken.
Und meine Schwiegertöchter.
Katrin Seidel, Februar 2025